Prolog

Wein.Ästhetik: Wenn es um die Fähigkeit geht, Erinnerungen wachzurufen, kann sich nichts mit dem Geruchssinn messen. Die ersten Sinneserlebnisse sind Düfte; der Geruchssinn verlässt den Sterbenden zuletzt. Und tausend Dinge sind dem Auge gleichgültig, fast nichts aber dem Geschmack. Was ist tiefer, als in Gerüchen und Geschmacksnuancen zu schwelgen, von denen Wein mehr bietet als alle anderen Genussmittel!?

Wein.Ethik: Die Ambivalenz zwischen Genuss und Übermaß bedarf unserer freien Wahl: klare Sinneseindrücke statt Maßlosigkeit!? Oder muss der Weintrinker seinen Verstand ausschalten wie der Verliebte, der seinem Gott nicht bis zum Ziel Gefolgschaft leistet, wenn er den seinen bewahrt!? Dialektik klinge in unserem Ohr (J. W. Goethe):

Wenn man nicht trinken kann,
Soll man nicht lieben,
Doch sollt ihr Trinker euch
Nicht besser dünken:
Wenn man nicht lieben kann,
Soll man nicht trinken.

Wein.Transzendenz: Das Dionysische, Schöne, das Dahinter, die Verwandlung lassen sich mit Sinnen nicht erfassen; geben wir unserem Wein Raum und Zeit, die Maske zu lüften und uns zu  verzaubern. Lauschen wir dabei erneut dem Dichter (Charles Baudelaire):

Das alles, Flasche, gleicht dem Glück nicht, das du sendest,
Wenn du den Balsamtrank aus reichem Innern spendest,
Der das erloschne Herz des Dichters neu entfacht,
Du träufelst Hoffnung ihm und Jugend und das Leben
Und Stolz, den einzgen Schatz, den Armut uns gegeben,
Der triumphierend uns und Göttern ähnlich macht

Wein.Essay: An dieser Stelle werde ich Ihnen künftig Weine vorstellen, die mir besonderen Genuss bereiteten: „Ein Meer von Prosa, zusammengedrängt in einem Schluck Wein, einem Tropfen Poesie.